Blutgruppenunverträglichkeit

Schwangerschaft - Erkrankungen - Blutgruppenunverträglichkeit

Fetomaternale Blutgruppenunverträglichkeiten sind Immunerkrankungen, bei denen es duch den Übertritt von mütterlichen Immunglobulinen zu einer Zerstörung fetaler roter Blutzellen kommt. Dies kann passieren, wenn die Eltern sich in einem relevanten Blutgruppenantigen unterscheiden und das Kind das väterliche Blutgruppenantigen geerbt hat und die Schwangere bereits Antikörper gebildet hat, also  schon früher sensibilisiert wurde. Eine Sensibilisierung kann beispielsweise durch eine fetomaternale Bluttransfusion in einer vorherigen Schwangerschaft erfolgt sein. Solche Transfusionen treten nicht nur unter der Geburt auf, sondern auch spontan im zweiten und dritten Drittel der Schwangerschaft und bei Eingriffen wie beispielsweise Fruchtwasseruntersuchungen. Am häufigsten sind die Antikörperbildungen gegen die sogenannte Rhesus-Blutgruppe.

Zur Prävention für die Entwicklung von Rhesus-Antikörpern steht die sogenannte Anti-D-Prophylaxe zur Verfügung. Als Standarddosis wird die intramuskuläre Gabe von 300 µg Anti-D-Immunglobulin empfohlen. Sie wird routinemäßig bei allen Rhesus-negativen Schwangeren zwischen der 28. und 30. Schwangerschaftswoche (SSW) durchgeführt sowie innerhalb von 72 Stunden nach der Geburt bei jeder Rhesus-negativen Mutter mit Rhesus-positivem Kind und bietet einen Sensibilisierungsschutz für etwa 12 Wochen.

Dementsprechend sind die mit der Rhesus-Prophylaxe zugeführten IgG-Antikörper im mütterlichen Blut bis zu 11 Wochen nachweisbar. Der indirekte Cooms-Test ist dann positiv, wobei die Titer unter 1:16 liegen.
  • Bei Erst-Verabreichung vor der 28. SSW sollte diese nach 12 Wochen wiederholt werden, bei anhaltenden Blutungen nach zwei bis 6 Wochen.
  • Bei Adipositas ist keine Steigerung der Standarddosierung notwendig, allerdings wird die intravenöse Verabreichung empfohlen.
  • Die vorgeburtliche Anti-D-Prophylaxe ist bei einer gesicherten Sensibilisierung (Titer ab 1:16) nicht mehr sinnvoll.
  • Bei vergessener vorgeburtlicher Prophylaxe kann diese jederzeit nachgeholt werden, sinnvoll ist dann eine i.v.-Gabe wegen des schnelleren Wirkeintritts.
  • Bei versäumter nachgeburtlicher Prophylaxe kann durch eine dreimalige Applikation innerhalb von 14 Tagen versucht werden, die Sensibilisierung der Mutter mit 50%iger Erfolgsaussicht zu verhindern.
Hat eine Rhesus-negative Schwangere bereits Rhesus-Antikörper gebildet, so ist eine Rhesus-Prophylaxe nicht mehr indiziert.

Außerhalb des Rhesus-Systems sind sogenannte Anti-K-Antikörper am häufigsten mit einer hämolytischen Erkankung des Feten assoziiert. Das K-Antigen kommt unter Kaukasiern mit einer Häufigkeit von ca. 9 % vor, bei Menschen afrikanischen Ursprungs dagegen nur mit einer Häufigkeit von 2 %. Nahezu alle K-positiven Individuen sind hetreozygot für dieses Antigen. Der häufigste Grund für eine Immunisierung ist eine K-inkompatible Bluttransfusion in der Vorgeschichte, ansonsten kann auch eine vorangegangene Schwangerschaft mit einem K-positiven Kind zu einer Immunisierung führen. Von Bedeutung ist, dass eine Anti-K-Alloimmunisierung schon bei wesentlich niedrigeren Titern (1:2 oder 1:4) als eine Rhesus-Alloimmunisierung eine fetale Hämolyse verursachen kann. Liegen die Rhesus-Antikörpertiter unter 1:16, so ist in der Regel keine fetale Beeinträchtigung zu erwarten.

Die Identifizierung gefährdeter Feten kann über zellfreie fetale DNA aus mütterlichem Blut oder mittels Amniozentese erfolgen..

Da sich ein fetaler Hydrops in der Regel erst ab einem Hb von unter 5 g/dl entwickelt, sollte es Ziel sein, eine fetale Anämie schon früher zu diagnostizieren. Der Doppler der A. cerebri media mit Messung der maximalen Flussgeschwindigkeit (Vmax) stellt den Goldstandard in der fetalen Anämiediagnostik dar. Während der Messung der Vmax sollte der Fetus in Ruhe sein und keine Atemexkusionen durchführen. Bei einer Vmax >1,5 MoM (Muliple of Median) besteht der Verdacht auf eine moderate oder schwere Anämie. Eine Chordozentese zur Bestimmung des fetalen Hämoglobins ist die erste Konsequenz. In gleicher Sitzung können Erythrozytenkonzentrate transfundiert werden.
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