Schwangerschaft - Ratgeber & Tipps - Arzneimittel
Auch Schwangere müssen behandelt und gegebenenfalls krankheitsbedingte Auswirkungen auf den Embryo verhindert werden. Nicht selten geht das nur mit Medikamenten, die für Schwangere „kontraindiziert“ sind. Dies entspricht dann einem Off-Label-Use. Nach deutscher Rechtsprechung ist ein zulassungsüberschreitender Einsatz von Arzneimitteln dann nicht rechtswidrig, wenn das Medikament mit Gegenanzeige Schwangerschaft nach dem aktuellen wissenschaftlichen Erkenntnisstand hinreichend wirksam und unbedenklich ist und eine gleichwertige therapeutische Alternative nicht zur Verfügung steht. Die Unbedenklichkeit ist relativ zu verstehen, das heißt, es steht kein anderes wirksames Medikament zur Verfügung, das sicherer erscheint, und eine Nichtbehandlung wäre im Sinne einer Nutzen-Risiko-Abwägung riskanter.
Aktuelle Daten zur Veträglichkeit von Medikamenten in Schwangerschaft und Stillzeit können über spezialisierte Beratungszentren wie das Pharmakovigilanz- und Beratungszentrum für Embryonaltoxikologie Charité-Universitätsmedizin Berlin, Campus Virchow-Klinikum, Augustenburger Platz 1, 13351 Berlin, abgefragt werden.
Tel.: 030 / 450-525700
Fax: 030 / 450-525902
E-Mail: embryotox@charite.de
www.embryotox.de
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Medikamentöse Behandlungsoptionen von Psychopharmaka in der Schwangerschaft:
Symptomatik | Behandlungsoptionen (Beispiele) |
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Depressive Symptomatik mit Agitiertheit und Schlafstörungen | Mirtazapin, Amitriptylin |
Depressive Symptomatik mit Antriebsminderung | Sertralin, Citalopram, (Escitalopram, Duloxetin) |
Angststörungen | Sertralin, Citalopram, (Escitalopram) |
Zwangssymptomatik | Sertralin, Escitalopram |
Psychotische Symptome/Manie | Quetiapin, Aripiprazol, (Haloperidol) |
Phasenprophylaxe | Quetiapin, Aripiprazol, Lamotrigin, (Lithium) |
Schlafstörungen, Anspannung, Unruhe | Mirtazapin, Amitriptylin, Promethazin, Quetiapin, Nur kurzfristig: Zolpidem, Zopiclon |
Die wichtigsten Arzneimittel, deren teratogenes Potenzial nach Anwendung im 1. Trimenon erwiesen ist |
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Wirkstoff | (Leit-)Symptome beim Neugeborenen, beziehungsweise vorwiegend betroffene Organsysteme |
Unzweifelhaft starke Teratogene, bei Monotherapie Erhöhung des Risikos für grobstrukturelle Fehlbildungen bis zum 10-fachen (30%) |
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Retinoide, systemisch (Acitretin, Etretinat, Isoretinoin, Tretinoin) |
Ohr, ZNS, Herz, Skelett |
Thalidomid | Extremitäten, multiple Fehlbildungen |
Mycophenolat | Ohren, Gaumen |
Valproinsäure | Neuralrohrdefekt (lumbale Spina bifida), Herz, Gaumen, urogenitales System, Extremitäten, Dysmorphien des Gesichts |
Gesicherte Teratogene, bei Monotherapie Erhöhung des Risikos für grobstrukturelle Fehlbildungen bis zum 3-fachen (10%) |
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Androgene | Maskulinisierung |
Carbamazepin | Neuralrohrdefekt, Herz, Gaumen, urogenitales System, Extremitäten, Dysmorphien des Gesichts |
Cumarinderivate (Phenprocoumon, Warfarin) |
Nase, Extremitäten |
Cyclophosphamid | multiple Fehlbildungen |
Methotrexat (Risiko bei antirheumatischer Dosierung geringer) |
multiple Fehlbildungen |
Misoprostol | Möbius-Sequenz, Extremitäten |
Penicilamin | Cutis laxa |
Phenobarbital/Primidon | Herz, Gaumen, urogenitales System, Extremitäten, Dysmorphien des Gesichts |
Phenytoin | Herz, Gaumen, urogenitales System, Extremitäten, Dysmorphien des Gesichts |
Topiramat | Gaumen |
Vitamin A (deutlich mehr als 25000 IE Retinol/Tag) |
wie Retinoide |
Zytostatika (allgemein), substanz- spezifische Beurteilung notwendig |
multiple Fehlbildungen |
Als sogenannte "schwache Teratogene" (Risiko 1:100 bis 1:1000 exponierter Feten) werden diskutiert |
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Glukokortikoide (systemisch) |
Gaumen |
Lithium | Herz (Ebstein-Anomalie, sehr selten) |
Metamizol/Thiamazol/Carbimazol | Choanalatresie, tracheo-ösophageale Fisteln, Aplasia cutis |
Trimethoprim/Cotrimoxazol | Neuralrohrdefekt |
Die wichtigsten fetotoxischen Arzneimittel mit Auswirkungen bei Anwendung im 2./3. Trimenon |
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Wirkstoff | (Leit-)Symptome beim Neugeborenen, beziehungsweise vorwiegend betroffene Organsysteme |
Zentral wirksame Arzneimittel | |
Benzodiazepine (Langzeittherapie oder sub partu) |
Atemdepression, Anpassungsstörung, Floppy-Infant-Syndrom |
Lithium | Floppy-Infant-Syndrom, Hypothyreose |
Opioide/Opiate (langzeittherapie oder sub partu) |
Extremitäten, multiple Fehlbildungen |
Psychopharmaka (allgemein) |
Ohren, Gaumen |
Valproinsäure | Neuralrohrdefekt (lumbale Spina bifida), Herz, Gaumen, urogenitales System, Extremitäten, Dysmorphien des Gesichts |
Andere | |
ACE-Hemmstoffe | Nieren, Oligohydramnion, Anurie, Gelenkkontrakturen, Schädelhypoplasie |
Aminoglykoside (systemisch) | Innenohr und Nieren |
Amiodaron | Hypothyreose |
Androgene |
Maskulinisierung |
AT1-Antagonisten | Nieren, Oligohydramnion, Anurie, Gelenkkontrakturen, Schädelhypoplasie |
Azathioprin |
Knochenmarksdepression |
Cumarinderivate (Phenprocoumon, Warfarin) |
Hirnblutung |
Ergotamine (bei wehenbereitem Uterus) | fetale Hypoplasie |
Radiojod (in therapeutischer Dosis) |
Schilddrüsenhypoplasie/-aplasie |
Tetrazykline (nach 15. Schwangerschaftswoche) |
Gelbfärbung der Zähne |
Thyreostatika | Hypothyreose |
Zytostatika (allgemein) | Wachstumsstörungen, Knochenmarksdepression |