Verhaltene Fehlgeburt

Schwangerschaft - Erkrankungen - Verhaltene Fehlgeburt

Von einer verhaltenen Fehlgeburt (Missed abortion) wird gesprochen, wenn der Embryo nicht mehr lebt, es aber noch nicht zu einer Blutung gekommen ist.


Jede 5.-6. Frau erlebt mindestens einmal in ihrem Leben eine Fehlgeburt, aber nur 1 % dies wiederholt. In etwa 50-60 % der Fälle ist die Ursache eine spontane genetische Mutation, die nicht mit dem Leben vereinbar ist. Das Wiederholungsrisiko steigt nach einer ersten Fehlgeburt leicht auf etwa 16 %, nach der zweiten Fehlgeburt auf 17-25 %.


Nach der Diagnose ist ein spontanes Abbluten der Schwangerschaft nach 2 Wochen bei etwa 60 % der Fälle, nach 6 Wochen bei 75 % der Fälle zu erwarten.


Es gibt 3 mögliche Vorgehensweisen:

  • Operation (Vakuumaspiration)
  • abwartendes Verhalten
  • medikamentöse Blutungsinduktion


Bei einer Operation wird während einer kurzen Vollnarkose die Gebärmutter aufgedehnt, die Frucht abgesaugt und anschließend mit Ultraschall kontrolliert, ob alle Fruchtanteile entfernt wurden. Ca. 5-10 Minuten nach der Operation ist die Patientin wieder wach und nach einer Ruhezeit im Aufwachraum kann ein Angehöriger die frisch operierte Patientin wieder nach Hause begleiten.


Beim abwartenden Verhalten muss man damit rechnen, dass die Blutung unvorhergesehen auftritt und für wenige Stunden überregelstark ist. Über etwa 2 Stunden werden ca. 8 dicke Binden durchgeblutet, auch Koagel können abbluten. Die Blutung kann zudem mit starken, wehenartigen Schmerzen verbunden sein, so dass Paracetamol oder Ibuprofen eingenommen werden müssen. Von einem solchen Vorgehen muss abgeraten werden, wenn Zeichen einer Infektion vorliegen oder eine überregelstarke Blutung eine Gefährdung bedeuten würde. Bis zum Einsetzen der Blutung sollten zumindest alle 14 Tage gynäkologische Kontrolluntersuchungen stattfinden.


Eine medikamentöse Blutungsinduktion wird in internationalen Leitlinien (RCOG, ACOG, FIFO) empfohlen, in Deutschland ist dafür jedoch kein Medikament zugelassen. Misoprostol, ein Derivat des Prostaglandins E1, kann nur im Off-Label-Use eingesetzt werden. Es hat in Deutschland eine Zulassung zur Vorbeugung und Behandlung von Magenschleimhautschädigungen. In einer Dosierung von 800 µg, vaginal appliziert, löst es in der Regel innerhalb von 3 Stunden eine Blutung aus. Ansonsten kann eine zweite Gabe erfolgen. Bei der Anwendung kommt es häufig zu Nebenwirkungen wie Übelkeit, Erbrechen, Durchfall, Schwindel und Kopfschmerzen. Deshalb empfiehlt es sich, vor der Anwendung eine prophylaktische antiemetische und analgetische Begleitmedikation einzunehmen. Dafür eignen sich zum Beispiel 50 mg Dimenhydrinat, 800 mg Ibuprofen und 500 mg Paracetamol 30 Minuten vor der Misoprostoleinnahme. Falls diese Medikation zur Schmerzreduktion nicht ausreicht, kann auch noch Codein eingesetzt werden, z. B. als Talvosilen® forte Suppositorien. Aufgrund des Off-Label-Use muss die Patientin die Kosten für diese Medkamente sowie die Begleitmedikation selber tragen. Eine Begleitperson sollte zu Hause anwesend sein. Nur im Falle von sehr selten auftretenden Blutungskomplikationen muss die Vorstellung in einer gynäkologischen Notfallambulanz erfolgen.

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