Nährstoffmangel junger Frauen

Gynäkologie - Gutartige Erkrankungen - Nährstoffmangel junger Frauen

Der Lebensabschnitt zwischen später Kindheit und dem Erwachsenenalter, die Adoleszenz, ist begleitet von vielfältigen psychischen und physischen Veränderungen. Charakteristisch hierfür sind die Zunahme der Knochen- und Muskelmasse, die hormonelle Umstellung und der Beginn der Menarche. Damit verbunden ist ein veränderter, den physiologischen Erfordernissen Rechnung tragender Nährstoffbedarf. Eine adäquate Nährstoffzufuhr ist nicht nur für die momentane Lern- und Leistungsfähigkeit von Bedeutung. Sie bestimmt auch mittel- und langfristig die Fertilität, den Gesundheitszustand und im höheren Lebensalter das Risiko für chronische Erkrankungen.
Bei den meisten Mikronährstoffen ist die Bedarfsdeckung auch in dieser Lebensphase ohne weiteres möglich. Besondere Aufmerksamkeit erfordert allerdings die ausreichende Aufnahme an Calcium, die Eisenversorgung und der Vitamin B6-Status.
Calcium:
Calcium ist der quantitativ bedeutsamste mineralische Bestandteil von Knochen und Zähnen. Neben der Bedeutung für die Festigkeit von Knochen und Zähnen fungiert Calcium auch als Signalmolekül und reguliert auf diese Weise die neuromuskuläre Erregungsleitung und Muskelkontraktion. Darüber hinaus ist Calcium am Blutgerinnungssystem und der Stabilisierung von Zellmembranen beteiligt. Auch zahlreiche Sekretionsprozesse stehen unter Kontrolle von Calcium, darunter die Insulinausschüttung der Bauchspeicheldrüse. Auch die Aktivität einer Vielzahl von Schlüsselenzymen ist abhängig von der intrazellulären Calciumkonzentration.
Der Calciumstatus kann unter anderem anhand des Serumcalciumspiegels beurteilt werden. Konzentrationen unter 8,8 mg/dl kennzeichnen eine Hypocalcämie. Zu den Ursachen einer Hypocalcämie zählen unter anderem
  • Niedrige Zufuhr durch die Nahrung
  • Störungen im Vitamin D-Stoffwechsel, Vitamin D-Mangel
  • Schwangerschaft
Die Symptome einer Hypocalcämie umfassen eine gesteigerte Erregbarkeit von Muskeln und Nerven (Tetanie, Muskelkrämpfe), Verwirrtheit sowie psychische Veränderungen mit depressiven Verstimmungen. Meist ist ein Vitamin-D-Mangel die primäre Ursache einer chronischen Calciumunterversorgung.
Die wichtigsten Calciumlieferanten sind Milch und Milchprodukte, insbesondrer Hartkäsesorten. Gemüsesorten (z. B. Grünkohl), die reich an Calcium sind, können ebenso wie verschiedene Nusssorten zur Bedarfsdeckung beitragen.
Vielfach spielen auch Trinkwasser und Mineralwässer eine bedeutsame Rolle für die Versorgung, der Calciumgehalt schwankt jedoch stark.
Eine kritische Versorgungssituation liegt insbesondere in der Altersgruppe der 14-18-jährigen Jugendlichen vor, 73,8 % der Mädchen erreichen die empfohlene Nährstoffzufuhr von 2500 mg/Tag (bezieht sich auf die Aufnahme aus allen Quellen) nicht.
Eisen:
Eisen stellt das quantitiativ bedeutsamste Spurenelement im menschlichen Organismus dar. Als integraler Bestandeil von Hämoglobin und Myoglobin ist es für den Sauerstofftransport und damit die zelluläre Energiegewinnung von elementarer Bedeutung. Zudem fungiert Eisen als Bestandteil zahlreicher Enzyme und ist hierdurch an vielfältigen Redoxreaktionen im Stoffwechsel beteiligt.
Der tägliche Eisenumsatz liegt bei etwa 25 mg, wobei der größte Teil auf die Blutbildung im Knochenmark entfällt. Eisenverluste im Darm sind normalerweise niedrig, die Aufnahme kann aber z. B. bei chronisch-entzündlichen Darmerkrankungen oder Durchfall gestört sein. Blutverluste, beispielsweise auch die menstrualen, können das Risiko für einen Eisenmangel erhöhen, genauso wie der erhöhte Bedarf in Wachstumsphasen oder bei Leistungssport. Eine einseitige Ernährung, fleischarme Kost oder vegane Ernährungsweise führen zu einer ungenügenden Zufuhr.
Eisenmangel ist definiert als verminderung des Gesamtkörpereisens. Zustände, bei denen das Speichereisen erschöpft, die Hämoglobuinsynthese aber noch nicht beeinträchtigt ist (Eisenmangel ohne Anämie) können insbesondere in der sensiblen Phase der Adoleszenz bereits klinische Symptome hervorrufen wie Müdigkeit, Erschöpfung, veminderte körperliche Belastbarkeit, Hautblässe, Konzentrations-, Lern- und Gedächtnisstörungen, Kopfschmerzen oder erhöhe Infektanfälligkeit.
In Europa weisen etwa 10-18% der Frauen im Menstruationsalter einen Eisenmangel ohne Anämie auf, etwa 2-5 % haben eine Eisenmangelanämie.
Eisen in Form von Tabletten, Brausetabletten und Suspensionen stellen eine effektive Behandlung dar. Eisen(III)-sulfat ist hier der am meisten verwendete Wirkstoff. Am besten sollten Eisenpräparate nüchtern, das heißt mindestens 30 Minuten vor einer Mahlzeit, eingenommen werden, um Interaktionen mit absorptionshemmenden Nahrungsbestandteilen zu vermeiden. Dies ist insbesondere bei höher dosierten Präparaten häufig mit Beschwerden im Magen-Darmtrakt (Sodbrennen, Übelkeit, Erbrechen, Magenschmerzen) verbunden. Dann empfiehlt sich die Einnahme auf mehrere kleine Mahlzeiten zu verteilen. Dies verbessert nicht nur die Aufnahme sondern auch die Verträglichkeit.
Vitamin B6 (Pyridoxin):
14,4 % der Frauen in Adoleszenz und frühem Erwachsenenalter erreichen die gewünschte Aufnahme von 1,2 mg/Tag nicht. Die Einnahme von Antibabypillen ist derzeit die am häufigsten praktizierte Form der Empfängnisverhütung. Viele Studien zeigen bei Verwenderinnen der Antibabypille signifikant verminderte Vitamin B6-Konzentrationen im Plasma gegenüber Nicht-Verwenderinnen. Der dazugehörige Mechanismus ist noch nicht eindeutig geklärt. Der Vitamin B6-Versorgungsstatus wird durch den Gehalt von Pyridoxal-5-Phosphat im Plasma bestimmt. Eine Konzentration <30 nmol/L weist auf eine nicht ausreichende Versorgung hin.
Die Supplementierung mit 150 mg Vitamin B6 kann nach 30 Tagen zu einer Verringerung von Nebenwirkungen der Antibabypillen wie Kopfschmerzen, Übelkeit oder Schwindel führen.
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