Menstruationsstörung

Gynäkologie - Gutartige Erkrankungen - Menstruationsstörung

Der Menstruationszyklus ist ein ungefähr einen Monat dauernder Vorgang im Körper der Frau, der vor der ersten Regelblutung (Menarche) mit der Vorbereitung des ersten Eisprunges das erste Mal beginnt und mit der letzten Regelblutung (Menopause) das letzte Mal endet. Die Monatsblutung (Regelblutung) ist das am deutlichsten feststellbare Zeichen des weiblichen Zyklus. Abweichungen von der normalen regelhaften Blutung werden als Störungen bezeichnet.

Charakteristika von Menstruationsstörungen:
  • Oligomenorrhoe: Abstand zwischen zwei Blutungen länger als 34 Tage
  • Amenorrhoe: Ausbleiben der Regelblutung über mehr als 3 Monate
  • Polymenorrhoe: Abstand zwischen zwei Blutungen kürzer als 24 Tage
  • Menorrhagie: Blutungsdauer über mehr als 7 bis maximal 10 Tage
  • Hypermenorrhoe: zu starke Blutung, Blutverlust mehr als 150 ml pro Tag, Tamponbedarf >6/Tag
  • Hypomenorrhoe: zu schwache Blutung, Blutverlust weniger als 25 ml pro Tag, Tamponbedarf <2/Tag
  • Zusatzblutung: alle Blutungen neben der normalen Menstruation
  • Durchbruchblutung: Blutung außerhalb der Menstruation in Menstruationsstärke
  • Metrorrhagie: azyklische Dauerblutung, völlig unregelmäßige mehr als 10 Tage dauernde Blutungen ohne erkennbaren Rhythmus
  • Dysmenorrhoe: schmerzhafte Regelblutung
  • Brachymenorrhoe: zu kurze Regelblutung
  • Kryptomenorrhoe: eine infolge Gynatresie nicht nach außen gelangende Regelblutung
  • silent menstruation: Ausbleiben einer Hormonentzugsblutung in der Pillenpause
  • vikariierende Blutung: normale Blutung mit auftretenden, nicht genitalen Blutungen
Medikamentöse Therapie von prämenstruellen Zusatzblutungen:
Ursache der prämenstruellen Zusatzblutung: Therapie:
Corpus-luteum-Insuffizienz

 

Gestagene vom 16.-27. Zyklustag:

2 mg Chlormadinonacetat

5 mg Medroxyprogesteronacetat

2 mg Dienogest

200-300 mg Progesteron

Seltener: Östrogenmangel in der 2. Zyklushälfte Östrogene vom 22.-26. Zyklustag:

2 mg Estradiolvalerat

Medikamentöse Therapie von Dauerblutungen:
Blutungsdauer <3 Wochen,
Endometrium >5 mm:
Blutungsdauer >3 Wochen,
Endometrium <5 mm:
Gestagene über 12-14 Tage 7-10 Tage Estradiol, dann Estradiol und Progesteron

Bei einer Blutungsdauer über 3 Wochen und hoch aufgebautem Endometrium kommt in erster Linie eine Behandlung mit einem Östrogen-Gestagen-Kombinationspräparat in Frage.


Zur medikamentösen Therapie bei Hypermenorrhoe werden nicht-steroidale Antiphlogistika wie Naproxen oder Ibuprofen, Tranexamsäure (Cyklokapron®), Mönchspfeffer und Hormone eingesetzt.

Erfolgsraten der verschiedenen Therapiemethoden bei Hypermenorrhoen:
Erfolgsrate (%): Therapiemöglichkeit:
40 Tranexamsäure
50 Gestagene (zyklisch oder kontinuierlich)
60 Östrogen-Gestagen-Kombination im Langzyklus (84/7)
70 LNG-IUS 52 mg
72 Qlaira
80 Endometriumablation
95 Laparoskopische suprazervikale Hysterektomie
100 Totale Hysterektomie
Zyklusstörungen im Jugendalter:
Blutungsstörungen im Jugendalter sind häufig. Bei den meisten Mädchen treten physiologischerweise in den ersten ein bis zwei Jahren nach der Menarche die Blutungen unregelmäßig und verlängert auf. Zwei Drittel der Zyklen sind anovulatorisch, aber auch bei ovulatorischen Zyklen kann die Bildung des Gelbkörperhormons unausgewogen sein. Erst mit Reifung des hypothalamisch-hypophysären Regelkreises kommt es zu normalen individuellen Zyklen. Dieser Prozess kann fünf bis sechs Jahre andauern, also bis zum 18.-20. Lebensjahr. Wenn bis zum 16. Geburtstag oder wenn nach Auftreten der ersten Pubertätszeichen die Menarche länger als fünf Jahre ausbleibt, spricht man von einer primären Amenorrhoe.

Eine Untersuchung zur Klärung der Ursachen von Menstruationsstörungen in der Pubertät ist angezeigt, wenn:
  • die erste Regelblutung 3 Jahre nach der Entwicklung der Brustwarze noch ausbleibt
  • eine 13-Jährige ohne Pubertätszeichen nicht menstruiert
  • eine 14-Jährige mit Zeichen einer männlichen Behaarung keine Periode hat
  • eine 15-Jährige noch keine Periode hatte
  • bei einer 14-Jährigen ohne erste Regelblutung Lebenslauf oder Untersuchungsbefund auf übertriebenen Sport oder eine Essstörung hindeuten
  • die Menstruation bei einer 14-Jährigen noch nicht eingesetzt hat und die Möglichkeit einer genitalen Auffälligkeit besteht
  • die Menstruation zunächst regelmäßig allmonatlich eintrat, dann aber deutlich unregelmäßiger geworden ist
  • die Menstruation zwei Jahre nach der Menarche noch häufiger als alle 21 Tage oder seltener als alle 45 Tage auftritt
  • die Menstruation erst nach einem 90-tägigen Intervall eintritt, auch wenn es nur einen Zyklus betrifft
  • die Menstruation länger als 9 Tage dauert
  • die Menstruation häufigen Wechsel von Binden oder Tampons erfordert (mehr als einmal alle 1-2 Stunden)
  • die Menstruationen sehr schmerzhaft sind
Eine allgemeine körperliche Untersuchung mit Kontrolle von Größe, Gewicht, Blutdruck und Erfassung der Reifestadien (Tannerstadien) ist immer notwendig, eine gynäkologische Untersuchung nur in bestimmten Fällen. Wenn zwei Jahre nach der Menarche die Zyklusabstände länger als 45 Tage sind oder die Blutung länger als 3 Monate ausbleibt, sollte nach einer Hormonstörung gefahndet werden. Das Basislabor morgens nüchtern zwischen dem 3. und 5. Zyklustag kann die Gonadotropine (LH/FSH), Estradiol, freies Testosteron, DHEAS, SHBG, Prolaktin und TSH umfassen.
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