Reisethrombose

Gynäkologie - Gutartige Erkrankungen - Reisethrombose

Eine Reisethrombose bezieht sich auf eine Thromboembolie in einem engen zeitlichen Abstand von 4 Wochen nach einer Reise, unabhängig vom Transportmittel. Die Inzidenz für Thrombosen in der Gesamtbevölkerung beträgt 0,1 % pro Jahr. Die Wahrscheinlichkeit steigt mit zunehmendem Lebensalter an und wird beeinflusst durch bestimmte Grundkrankheiten, angeborene Thromboserisikofaktoren, Schwangerschaft und Antibabypilleneinnahme. Der Hauptrisikofaktor ist jedoch eine positive Eigenanamnese, das heißt der Zustand nach Thromboembolie. Ob Langstreckenreisen im Flugzeug oder Bus mit einem erhöhten Thromboserisiko assoziiert sind, wird schon lange Zeit kontrovers diskutiert. Häufig wiesen betroffene Individuen zusätzliche angeborene (z. B. Faktor-V-Leiden-Mutation) oder erworbene Risikofaktoren (Z. n. Operation, Tumorerkrankung etc.) auf.
Es scheint kein erhöhtes Risiko für Thrombosen in zeitlichem Zusammenhang mit Reisen einer durchschnittlichen Dauer von 7 h vorzuliegen. Jede längere Reise geht mit einem leicht erhöhten Thromboserisiko einher, bei einer Flugdauer von > 8 h ist von einem 4-fach, bei Flugdauer > 12 h von einem 8-fach erhöhtem Risiko auszugehen. Neue Daten zeigen, dass das absolute Risiko für symptomatische Thrombosen im Zeitraum von 4 Wochen nach einer Flugdauer von mindestens 4 h bei 215/1 Mio Flüge liegt und das Lungenembolierisiko auf 4,8/1 Mio bei einer Flugdauer von > 12 h ansteigt. Wichtige Einflussgrößen sind neben der Flugdauer auch die Frequenz an Langstreckenflügen/Jahr. Junge Personen (< 30. Lj) sind häufiger betroffen als ältere (> 50. Lj). Frauen zeigen ein höheres Risiko als Männer, Frauen unter Pilleneinnahme haben ein zusätzlich erhöhtes Risiko. Auch spielt wohl die Körpergröße eine Rolle. Das Risiko ist für Personen mit Körpergröße <165 cm und >185 cm erhöht. Aufgrund dieser Daten besteht keine Indikation zur generellen medikamentösen Thromboseprophylaxe. Allgemeine Basismaßnahmen sind zu beachten. Das Blutungsrisiko durch den Einsatz von Antikoagulanzien gegenüber ihrem möglichen Benefit ist abzuwägen und das Risiko der Blutungskomplikation wird als höher bewertet.
Als allgemeine Basisnahmen sollten von jedem Reisenden beachtet werden:
  • Ausreichende Zufuhr nicht-alkoholischer Getränke (mind. 250 ml/2 h)
  • Übungen zur Aktivierung der Muskelpumpe des Unterschenkels (Bewegung des Sprunggelenkes, Isometrische Übungen, sofern möglich Umhergehen; bei Auto- oder Busfahrten regelmäßige Unterbrechungen und Umherlaufen)
  • Lockere Bekleidung
  • Striktes Vermeiden von Schlafmitteln und Sedativa
  • Ggf. Tragen von Kompressionsstrümpfen Klasse I bzw. Klasse II bei vorbestehender, chronisch-venöser Insuffizienz.
Für die Subgruppe der Hochrisikopatienten ist individuell zu entscheiden, denn es gibt aufgrund der ungenügenden Evidenz keine generellen Empfehlungen. Bei Patienten mit Reisethrombose findet sich häufig eine Kombination von Risikofaktoren, diese können sich potenzieren. Es gilt immer auch die Dauer der Reise zu beachten! Bei einer Reisedauer < 4 h (innerhalb Europas) ist nicht von einem signifikant erhöhten Risiko auszugehen, daher wird keine Prophylaxe empfohlen. ASS wird nicht empfohlen, da es keinen adäquaten Schutz vor venösen Thrombosen bietet (Vorsicht: Nebenwirkungen beachten wie mehrtägig erhöhtes Blutungsrisiko - z. B. Nasenbluten im Flugzeug!)
Risikogruppe: niedrig mittel hoch
  jeder Passagier ohne zusätzliche Risikofaktoren Schwangerschaft/ Wochenbett; bekannte Thrombophilie ; Alter >60 Jahre; ausgedehnte Varicosis und/oder chronisch venöse Insuffizienz; Antibabypilleneinnahme/ Hormonersatztherapie; Adipositas Zustand nach Thromboembolie; manifeste Tumorerkrankung oder andere schwere Grundkrankheiten
Empfehlung: allgemeine Basismaßnahmen allgemeine Basismaßnahmen; Kompressionsstrümpfe Klasse I, ggf. Klasse II bei chronisch venöser Insuffizienz; im Einzelfall bzw. bei Kombination mehrerer Risikofaktoren kann die Gabe von niedermolekularem Heparin erwogen werden allgemeine Basismaßnahmen; Kompressionsstrümpfe Klasse I, ggf. Klasse II bei chronisch venöser Insuffizienz; Gabe von niedermolekuren Heparin erwägen
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