Harnwegsentzündung

Gynäkologie - Gutartige Erkrankungen - Harnwegsentzündung

Viele Frauen wissen, wie unangenehm eine Blasenentzündung der unteren Harnwege, Zystitis genannt, sein kann. Häufig kommt der Harndrang sehr schnell. Der Gang zur Toilette kann zur Qual werden: Beim Wasserlassen tröpfelt es nur. Es brennt, sticht oder schmerzt. Wie eine Blasenentzündung entsteht und was sie dagegen tun können, darüber informiert Sie die folgende Patienteninformation.
KBV Patienteninformation Blasenentzündung

Es handelt sich zu 95-98 % um eine aufsteigende Infektion über die Harnröhre. Der häufigste Erreger mit 76,7 % ist Escherichia coli.


Eine Nierenbeckenentzündung (Pyelonephritis) wird angenommen, wenn sich zusätzlich zu den akuten Symptomen der Zystitis Flankenschmerzen, ein klopfschmerzhaftes Nierenlager und/oder Temperaturen ab 38 Grad Celcius finden. Als Abgrenzung zur Zystitis ist dabei die Erhöhung des CRP hilfreich.


Nur bei rezidivierenden unkomplizierten und allen komplizierten Harnwegsinfekten sollte eine Urinkultur angelegt werden. Von rezidierenden Infekten spricht man bei zwei oder mehr Infekten in den letzten 6 Monaten oder drei und mehr Infekten in den letzten 12 Monaten. Folgende Grenzwerte gelten bei einer Urinkultur aus Mittelstrahlurin für Frauen:

 

  • ≥1000 KBE/ml für eine unkomplizierte Zystitis
  • ≥ 10000 KBE/ml für eine unkomplizierte Pyelonephritis

 

Außerhalb einer Schwangerschaft werden

Nitroxolin, 3x 250 mg tgl. über 5 Tage, Fosfomycin oder Pivmecillinam als Antibiotika der ersten Wahl zur Behandlung einer Harnblasenentzündung angesehen.

Außerhalb einer Schwangerschaft sind
Ciprofloxacin (2x 750 mg tgl. über 7 Tage) oder Levofloxacin (1x500 mg tgl. über 5 Tage) Mittel der ersten Wahl zur Behandlung einer Nierenbeckenentzündung . Norfloxacin gilt im Unterschied zur Harnblasenentzündung als nicht geeignet.

Bemerkung: Cefpodoxim kann die Wirksamkeit von Antibabypillen vermindern, weshalb ein Schutz vor Schwangerschaften erst dann wieder besteht, wenn nach Ende der antibiotischen Behandlung 7 Antibabypillen in Folge eingenommen wurden.


Zur Einmalprävention nach Geschlechtsverkehr eignen sich 50-100 mg Nitrofurantoin.


Antiphlogistisch kann eine dreitätgige symptomatische Gabe von 3x 400-600 mg Ibuprofen hilfreich sein.


Zur unterstützenden Behandlung oder Vorbeugung wird gerne ein sogenanntes Epimer der Glucose, die D-Mannose eingesetzt. D-Mannose bindet an Escherichia coli, was dazu führt, dass die Bakterien ihre Adhäsionsfähigkeit verlieren. Zur unterstützenden Behandlung einer akuten Zystitis werden jeweils drei Beutel mit 2 g vom 1. bis zum 3. Tag und anschließend zwei Beutel am 4. und 5. Tag empfohlen. Die empfohlene Dosis zur Prävention von Blasenentzündungen oder unkomplizierten Harnwegsinfekten liegt bei einem Portionsbeutel pro Tag über mindestens einen Monat.


Als pflanzliche Arzneimittel kommen Präparate aus Kapuzinerkresse und Meerrettich in Frage, z. B. Angocin®. Träger der antimikrobiellen Wirkung sind die in beiden Pflanzen enthaltenden Glucosinolate. Aus diesen werden auf enzymatischem Wege Senföle gebildet. Sie können auch in der Rezidivprophylaxe eingesetzt werden.


Auch Bärentraubenblätter  wirken antimikrobiell und entzündungshemmend. Zur Wirkungsweise gibt es bisher nur Vermutungen. Bärentraubenblätterextrakt enthält Arbutin, eine Substanz, die in alkalisch reagierendem Urin und nach Umwandlung in Hydrochinon eine gewisse keimabtötende Wirksamkeit hat. Da sie lebertoxisch sind, dürfen sie allerdings nicht länger als eine Woche angewendet werden.


Eine orale Immunstimulation konnte in mehreren Untersuchungen ebenfalls die Rezidivrate senken. Die beste Studienlage besteht hier für Escherichia-coli-Stämme OM 89 (Uro-Vaxom®). Es wird angewendet zur Behandlung wiederkehrender und chronischer Harnwegsinfektionen und ist rezeptpflichtig, die Kosten werden aber von den gesetzlichen Krankenkassen nicht übernommen.


Weitere Informationen finden sich im Kapitel Schwangerschaft - Erkrankungen - Harnwege .

Share by: